Sport mit Kindern


Inhalt des Ratgebers


• Wie sich Sport und Bewegung in den Alltag integrieren lassen

• Warum Outdooraktivitäten für Kinder essentiell sind

• Körperliche, geistige und soziale Auswirkungen von Kindersport

• Wie Eltern ihre Kinder sportlich unterstützen und motivieren

• Welche Sportspiele für Kinder in Frage kommen

• Welche Sportarten für ihre Kinder die richtigen sind
Sportguide für Kinder

AUTOR

Peter Großmann ist Sportjournalist und arbeitet für die ARD, gemeinsam mit dem Morgenmagazin-Team wurde er im Jahr 2012 mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus veröffentlichte er bisher zahlreiche Sachbücher zum Thema Gesundheit und beschäftigt sich als gelernter Diplom-Sportlehrer insbesondere mit Sport- und Bewegungswelten von Kindern. Mit seinem Buch „Der kleine Sporticus“, das in Zusammenarbeit mit dem Sportwissenschaftler Ingo Froböse entstanden ist, hat er einen umfassenden und hilfreichen Ratgeber veröffentlicht, der Eltern über Gesundheits- und Sportthemen bei Kindern informiert.
Sportjournalist Peter Großmann

Interviewpartner

Prof. Dr. Werner Schmidt (Jg. 1949): Nach Tätigkeiten als Lehrer und Trainer wurde er Dozent für Sportspiele (Universität Oldenburg). Seit 1982 war er Professor für Sportwissenschaften an den Universitäten Osnabrück, Jena und Duisburg-Essen. Er war von 1999-2003 Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs). Er ist Hauptherausgeber der drei Deutschen Kinder- und Jugendsportberichte (2003, 2008 und 2015), Herausgeber der Schriftenreihe Kinder-Sport-Sozialforschung (Feldhaus HH) und Autor der Praxisbücher Kindertraining und Ballspiele in der Grundschule (Stuttgart).
Professor Dr. Schmidt Interviewpartner

KINDER BRAUCHEN BEWEGUNG

Der natürliche Bewegungsdrang bei Kindern und Heranwachsenden bleibt heutzutage im hektischen Alltag oft auf der Strecke. Der Grund dafür liegt oft in einer veränderten Lebenswelt in den Familien. Kinder werden häufig überdurchschnittlich stark behütet, dürfen sich immer seltener im Park mit Freunden treffen oder eine Runde mit dem Rad fahren.

1970 bewältigten noch 91 Prozent der Erstklässler ihren Schulweg ohne Begleitung, während es 2000 schon nur noch 17 Prozent waren. Das Auto ersetzt den Bewegungsapparat, die Begleitperson das eigenständige Denken. Dabei ist es für Kinder so wichtig, sich regelmäßig zu bewegen. Und Erwachsene müssen nichts weiter tun, als ihnen die Möglichkeit dafür zu geben!

WARUM BEWEGUNG FÜR KINDER SO WICHTIG IST

Was Eltern oft nicht auffällt, bemerken Sportlehrer und Trainer: Kinder sind bei Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren nicht mehr so geschickt wie früher. Auch der Umgang mit kleineren Unfällen ist ein anderer geworden. Während vor zwanzig Jahren ein aufgeschlagenes Knie mit einem Pflaster und ein paar tröstenden Worten behandelt wurde, wird heutzutage zur Sicherheit in Zukunft lieber das Auto genommen.


Dabei ist das genau der falsche Ansatz! Denn sportlich aktive Kinder können Stürzen leichter vorbeugen und sind so besser vor Verletzungen geschützt. Kindersport kräftigt nicht nur Knochen und Muskeln und trainiert das Herz-Kreislauf-System. Auch der Gleichgewichtssinn kann durch Balanceübungen gestärkt werden, was wiederum Stürzen vorbeugt. Darüber hinaus erlernen Kinder Selbstständigkeit, wenn sie allein hinausgehen und in spielerischen Situationen eigene Entscheidungen treffen dürfen.

SPORT FÜR KINDER FÖRDERT DIE KOGNITIVEN UND SOZIALEN FÄHIGKEITEN

Kindersport wirkt sich auch positiv auf die kognitive und soziale Entwicklung aus. Die Konzentrations­­fähigkeit steigt, während der Stresspegel sinkt. Auch der Wettbewerbs­­gedanke kommt nicht zu kurz. Sportspiele bieten Kindern die Möglichkeit, sich mit anderen zu messen. Gleichzeitig steigt der Selbstwert, wenn das Kind gute Leistungen erbringt. Teamgeist, Fairplay und der Umgang mit Niederlagen tragen zur Charakter­­bildung bei.

Eltern sollten sich beim Sport mit Kindern immer vor Augen halten, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen, sondern Heran­wachsende in einem körperlichen und geistigen Reife­prozess sind. Während bei Erwachsenen zwei bis drei Sport­einheiten pro Woche ausreichen, um körperlich leistungs­fähig zu bleiben, brauchen Kinder tägliche Beanspruchung.

WIE KÖNNEN ELTERN IHRE KINDER BEIM SPORT UNTERSTÜTZEN?


Der wichtigste Faktor ist die Vorbildfunktion der Eltern. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie selbst Spaß am Sport haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind es Ihnen gleich tun wird, steigt dadurch enorm. Werden Sie aber nicht perfektionistisch! Wenn Sie jede Sportart fehlerfrei beherrschen, wirkt das schnell demotivierend. Das Kind soll erkennen, dass Misserfolge dazugehören und einen richtigen Umgang mit ihnen lernen.

Die eigenen Wünsche und Träume auf das Kind zu projizieren, ist oft ein unbewusster Fehler der Eltern, der das Kind unnötige Zwänge auferlegt. Viele Erwachsene wollten früher Tennisstar, Profifußballer oder gar Skiweltmeister werden und versuchen häufig ihre Kinder in diese Richtung zu drängen, in der Hoffnung, die eigenen Träume so doch noch verwirklicht zu sehen. Der Schuss geht meist nur in eine Richtung los: und zwar nach hinten.

Aber auch beim gemäßigteren Wettkampf ist es wichtig, Ihrem Kind nicht zu viel Druck aufzuerlegen. Übernehmen Sie am Fußballplatz nicht den Job des Trainers, indem Sie dem Kind Verbesserungsvorschläge und Anweisungen zurufen. Verlieren Sie nicht die Geduld, wenn Ihr Kind nicht schnell genug Fortschritte macht. Aggression und Zwang haben beim Sport nichts verloren. Wichtig ist, dass der Spaß an der Bewegung an erster Stelle steht.

Eltern geben Sportübungen für Kinder gerne an die Schule und das Trainingszentrum ab. Dabei wäre es wichtig, im Alltag die Aktivitäten mit den Kindern weiterzuführen. Es braucht nur ein paar kreative Ideen, um Bewegung zu Hause zu ermöglichen. Kontaktieren Sie auch befreundete Familien, damit sich Ihre Kinder mit anderen zum Spielen treffen können.

Sport mit der Familie

KINDERSPORT: WELCHER SOLL ES SEIN?

Die Auswahl an Sportarten für Kinder ist groß. Klassische Ballsport­arten wie Fußball, Tennis, Badminton oder Volleyball trainieren Kraft und Ausdauer sowie Schnelligkeit und räumliche Orientierung. Das Kind entwickelt Teamgeist und lernt ein gesundes Mit­­einander. Nachteile dieser Sportspiele liegen in Haltungsschäden und überlasteten Gelenken bei fehlendem Ausgleichstraining.

Gelenkschonender sind beispielsweise Schwimmen oder Rad­fahren. Die gleich­­­förmigen Bewegungen haben genauso einen Trainingseffekt, während der Bewegungs­­apparat nicht so beansprucht wird wie beim ständigen Stop-and-go anderer sportlicher Aktivitäten.

Ein gutes Training der Gesamtkörper­­­koordination bieten Kinderturnen oder Tanzen. Hier werden motorische Grund­­­­fertigkeiten gefördert und auf die präzise Ausführung einzelner Bewegungs­­­­abläufe geachtet. Vor allem Tanzen beinhaltet auch kreative Elemente, mit deren Hilfe das Kind sich selbst ausdrücken und ausleben kann.
Kampfsportarten wie Judo oder Karate vermitteln wichtige Werte wie Fairness oder Respekt. Schnelligkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination erlauben gezielte Würfe und Fallen mit geringer Verletzungsrate.
 
Wer beim Sport neben körperlichen Fähigkeiten auch Vertrauen aufbauen möchte, geht mit einem Partner Seilklettern. Hierbei gilt: Erwachsene können Kinder sichern, niemals aber umgekehrt!
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